Rezension „Das Labyrinth des Fauns“ (Cornelia Funke/ Guillermo del Toro) | Werbung

In einem anderen Körper, in einer anderen Zeit. Vielleicht in einem anderen Ort. Er würde warten. Bis zu seinem letzten Atemzug. Bis ans Ende der Zeit.

Über Netgalley wurde ich auf diese Neuerscheinung aufmerksam und fragte es an, nachdem mir der Klappentext sehr zugesagt hatte. Vielen dank an dieser Stelle an den Fischer Verlag für das Bereitstellen des Rezensionsexemplars*.

Gleich im Prolog war ich vom Schreibstil der Autorin gebannt, der mich gleich verzauberte. Die Geschichte von Ofelia und ihren Erlebnissen, welche eine fiktive Erzählung in einem geschichtlichen Rahmen – Spanien 1944 – ist, beginnt mit der Ankunft des kleinen Mädchens und ihrer hochschwangeren Mutter. Bereit, um mit dem neuen Stiefvater einzuziehen, kurz nachdem ihr leiblicher Vater verstorben war, taucht der Leser in die düsteren Eindrücke der neuen Umgebung in den Bergen ein, wo Capitàn Vidal stationiert ist.

Durch die Neuerungen in Ofelias Leben herrscht eine bedrückende Stimmung Diese zieht sich jedoch durch das ganze Buch hindurch, sobald die Rede von Krieg, Widerstand, Verlust und Schmerz ist. Die Stimmung der Verzweiflung und der Angst ist so greifbar, sodass mir zwischenzeitlich bewusst wurde, dass wir keinen blassen Schimmer von Krieg bzw. seinem Ausmaß haben (glücklicherweise natürlich!). Die Verzweiflung und Trauer Ofelias konnte ich so gut nachempfinden, nicht zuletzt durch die teilweise poetisch angehauchten Beschreibungen ihrer Gefühle und Gedanken. Da kommt der Faun mit seinen Feen sehr gelegen, auch wenn seine Behauptung, Ofelia sei die verschollene Prinzessin der Unterwelt, verstörend für die kleine Protagonistin ist. Aber dennoch ist es eine kleine Hoffnung für ihre hoffnungslose Lage. Ich freute mich sehr über diesen märchenhaften Part in der Geschichte, da er ein wenig Magie in die Geschichte und einen Zuflucht für das kleine Mädchen bot.

Beim Antagonisten Vidal merkte man gleich wie die Atmosphäre sich verdüstert und eine Spannung sich aufbaut, sodass man jeden Augenblick etwas schlimmes erwartete. Gerade durch die Beschreibungen über seiner Person bzw. Handlungen wird dieses Gefühl verstärkt und lässt Schreckliches erahnen. Nicht selten hatte ich ein mulmiges Gefühl im Bauch, sobald sein Name fiel und er sein nächstes Opfer anvisierte. Es gab einen Moment während der Lektüre, in dem ich das Schlimmste für eine der Protagonisten befürchtete und musste laut ‚Gott sei dank‘ ausrufen, als das Schlimmste doch noch verhindert werden konnte. Diese Figur ist ein wahr gewordener Alptraum, der jedem Schritt all‘ der Menschen in seinem Revier auflauerte und vor dem alle aus Prinzip Angst haben.

Die Haushälterin Mercedes hingegen ist wunderbar: Diese fantastische, mutige, tapfere und aufopferungsvolle Frau, die ich so bewundere und die hilft wo sie kann, habe ich sofort in Herz geschlossen. Bei ihr fühlte ich mich an Menschen, die in Zeiten des Krieges als Widerstandskämpfer in die Geschichte eingingen und die durch ihre Hilfen gleichzeitig ihr eigenes Todesurteil unterschrieben haben, erinnert. Ich liebe diese Frau, denn sie gibt jedem im Buch – ob stark oder schwach – Hoffnung und gibt bis zum Ende einfach nicht auf. 

Ähnlich erging es mir bei Doktor Ferreiro, der sch nicht nur aus Pflichtgefühl eines Arztes für die Schwachen einsetzte, sondern aus tiefster Überzeugung. Und auch wenn er – wie alle anderen auch – Angst vor Vidal hat, lässt er sich nicht von seinem Weg abbringen. Dafür musste er zwar einen hohen Preis zahlen, aber trotzdem war er einer der großen Helden für Orfelia – und auch für mich.

So grausam Vidal in seiner Welt und seinem Verhalten ist, so wundervoll ist Orfelias Umgebung, sobald sie das Labyrinth des Fauns betritt und einige der dort lebenden Wesen kennen lernt. Ein schöner Kontrast wurde hier aufgebaut, in dem der Leser einerseits die Protagonistin vor ihrem grausamen und brutalen Stiefvater beschützen möchte und andererseits sie auf ihrem wundersame Abenteuer begleiten möchte.

Manchmal müssen wir erst sehen, was wir fühlen, bevor wir es verstehen.

In die Haupt- Handlung werden zwischendurch Geschichten eingeschoben, die von Personen bzw. Orten handeln und den Eindruck erwecken, als würde ein Märchen erzählt. In den darauffolgenden Kapiteln verschmelzen diese Geschichten sowie die Haupt-Handlung und ließen mich jedes Mal sprachlos zurück. Diese Verschmelzung ist sowas von der Wahnsinn, einfach wow! Dieses führte unter Anderem auch dazu, dass ich das Buch innerhalb von drei Tagen gelesen habe, die Lektüre hat wirklich riesigen Spaß gemacht!

Mit dem Ende jedoch hatte ich meine Schwierigkeiten: Nicht weil ich unbedingt ein Happy-End für alle erwartete, sondern vielmehr mich mit dem Ausgang nicht anfreunden konnte. Ich habe lange überlegt, wie ich mir ‚das perfekte Ende‘ vorgestellt hätte, aber auch dabei blieb ein unbefriedigtes Gefühl über das Ende zurück. Vielleicht, weil es in so einer Situation, wie die Protagonisten sie erlebten, einfach kein perfektes Ende geben kann, für niemanden.

Das Labyrinth des Fauns von Cornelia Funke/Guillermo del Toro hat mich im Großen und Ganzen unterhalten und vor allem im Herzen berührt. Die Protagonisten wie der Antagonist überzeugen durch ihre Authentizität und ihre Gefühle sind wirklich immer greifbar. Auch wenn ich mich mit dem Ausgang der Geschichte nicht richtig anfreunden kann, hat mich dieses Buch sehr zum Nachdenken angeregt. Daher bewerte ich es mit Tauchgenuss und empfehle es wärmstens an alle weiter, vor allem Fantasy- und Märchen-Fans!

Allgemeine Informationen – Werbung

  • Titel Das Labyrinth des Fauns
  • Autorin Cornelia Funke
  • Seitenzahl 320 Seiten
  • Preis 16,99€ (eBook), 20,00€ (Hardcover)
  • Verlag FISCHER Sauerländer

Leseprobe     eBook kaufen     Buch kaufen

Der neue Roman von Cornelia Funke – poetisch, sprachgewaltig, monumental

Spanien, 1944: Ofelia zieht mit ihrer Mutter in die Berge, wo ihr neuer Stiefvater mit seiner Truppe stationiert ist. Der dichte Wald, der ihr neues Zuhause umgibt, wird für Ofelia zur Zufluchtsstätte vor ihrem unbarmherzigen Stiefvater: ein Königreich voller verzauberter Orte und magischer Wesen.
Ein geheimnisvoller Faun stellt dem Mädchen drei Aufgaben. Besteht sie diese, ist sie die lang gesuchte Prinzessin des Reiches. Immer tiefer wird Ofelia in eine phantastische Welt hineingezogen, die wundervoll ist und grausam zugleich. Kann Unschuld über das Böse siegen?

Inspiriert von Guillermo del Toros grandiosem oscarprämierten Meisterwerk »Pans Labyrinth« schafft Bestsellerautorin Cornelia Funke eine Welt, wie nur Literatur es kann. Quelle

3 Kommentare zu „Rezension „Das Labyrinth des Fauns“ (Cornelia Funke/ Guillermo del Toro) | Werbung

Hinterlasse einen Kommentar