Sie sind wütend, wütend auf das, was wir ihnen vor der Zeit der Pflanzenkatastrophe angetan haben. Wir haben sie gejagt, gequält und eingesperrt. Wir haben Rassen ausgerottet, ihrer Freiheit beraubt und sie als Schoßhunde gehalten. Sie haben allen Grund uns zu töten, wir haben es nicht anders verdient.
Ich entdeckte dieses Buch dank des Newsletters, das ich vom Verlag erhielt und sofort erregte es durch die Gestaltung des Covers und den Titel meine Aufmerksamkeit. Der Verlag schickte mir ein eBook zu, wofür ich mich noch einmal ganz herzlich bedanken möchte. *
Ich hatte keine Schwierigkeiten in das Geschehen einzusteigen, obwohl ich sofort in die Handlung hineingeworfen wurde. Mich in einer Welt eines möglichen zukünftigen Edinburgh zurechtzufinden, fiel mir nicht schwer, da mit jeder gelesenen Seite die Situation verständlicher und übersichtlicher wurde. So erfuhr ich auf den ersten Seiten aus der Sicht der Hauptfigur Faith, wie ihr Arbeitsalltag als Medica (Heilerin) aussieht und wie sie ihrem Bauchgefühl folgend plötzlich eine wichtige Regel bricht: Nicht zu lauschen. Und so nahmen die Dinge ihren Lauf.
Die Grundidee gefällt mir sehr gut! Die Aufteilung der Bevölkerung in unterschiedliche Gruppen, gemäß ihren Berufen (Heiler, Krieger, Jäger, Arbeiter usw.) sowie die düster angehauchte Welt, in welcher jeden Moment ein Krieg auszubrechen droht, sah ich förmlich vor Augen und konnte auch die Atmosphäre gut nachempfinden. Allerdings erschienen mir einige Übergänge (z. B. zwischen zwei Kapiteln oder auch mal zwischen zwei Absätzen) nicht immer ganz rund und veranlassten mich einige Seiten zurück- und/oder weiterzublättern, wodurch sich mir der Sinn erst richtig erschloss. Aber dieses fiel mir nur ein zwei Mal auf, so dass ich dies nur am Rande erwähnen möchte.
Die Charaktere empfand ich als überwiegend authentisch und ihre Handlungen waren für mich meistens nachvollziehbar. Die Protagonistin Faith finde ich überwiegen glaubhaft, allerdings konnte ich mich in einige wenige Situationen sowie ihre damit verbundenen Reaktionen bzw. Handlungen nicht ganz hineinversetzen. Teilweise kam sie mir, insbesondere zu Beginn, etwas sprunghaft vor, als könne sie sich nicht entscheiden; im nächsten Moment aber ist sie plötzlich knallhart. Das mag ihr Charakter sein, was auch ok ist, aber teilweise litt für mich ihre Authentizität darunter. Zudem fand ich ihre Naivität teilweise grenzwertig, aber da das nicht durchgehend der Fall war und sie sich auch wunderbar weiterentwickelt hat, ist das nur ein kleiner Kritikpunkt. Lie finde ich sehr interessant und geheimnisvoll, seine kryptischen Andeutungen machten die eine oder andere Situation spannender, was mir richtig gut gefallen hat. Auch finde ich seine gemächliche Annäherung an Faith sehr süß, für die er die Festung in der Brandung ist. Das Wortspiel zwischen den Namen beider finde ich auch sehr cool und gelungen, was eine gewisse Ambivalenz erahnen lässt.
Den Schreibstil der Autorin finde ich sehr angenehm, man kann das Buch wunderbar flüssig lesen. Es gab viele spannende Passagen, die ich richtig toll beschrieben fand und welche die Lesezeit für mich verschönerten. Dieses ist ein Buch, dass man am Besten in einem Rutsch lesen sollte, ich hing immer an den Seiten, so dass eine Pause manchmal schwer umsetzbar war.
Faith – Seelenlos von J. K. Bloom ist meiner Meinung nach ein gelungener Auftakt der zweiteiligen Dystopie. Die Gestaltung des Covers, die Grundidee und die Gestaltung eines anderen Edinburgh in einer anderen Zeit sowie die überwiegend authentischen Protagonisten konnten mich überzeugen. Kleine Unstimmigkeiten sowie die Sprunghaftigkeit und Naivität der Protagonistin zu Beginn fand ich teilweise nicht nachvollziehbar, aber das machte der schöne Schreibstil der Autorin sowie die anhaltende Spannung im Buch wieder wett. Im Großen und Ganzen hat es mir gut gefallen und ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung, weswegen ich es mit Tauchgenuss bewerten möchte; ich kann es Dystopie-Fans wärmstens empfehlen.
Weitere Rezensionen
Allgemeine Informationen
- Titel Faith – Seelenlos
- Autorin J. K. Bloom
- Seitenzahl 352 Seiten
- Preis 3,99 (eBook)
- Verlag Eisermann Verlag (2. Februar 2018)
Mehr als 500 Jahre sind vergangen, seit die Menschheit sich in neun Gattungen teilte. Mit dieser Teilung kam auch die Seelenlosigkeit – eine Krankheit, der auch Faiths Familie zum Opfer gefallen ist. Nun gibt es für das junge Medica-Mädchen nur noch eine Möglichkeit, nicht von der Gesellschaft verstoßen zu werden. Die Hochzeit mit einem Mann ihres Standes könnte ihr ein sicheres Leben ermöglichen. Der mysteriöse Lie, dem sie in der Notaufnahme das Leben rettet, ist kein solcher Mann. Faith weiß, dass sie sich für Tristan Collins entscheiden muss, denn er ist wie sie ein Medica.
Doch dann wird Edinburgh von den Rebellen angegriffen. Und Faith erkennt zu spät, dass in der Rettung der Bürger die wirkliche Gefahr besteht … Quelle
4 Kommentare zu „Rezension „Faith – Seelenlos“ (J. K. Bloom)“